Weber, Qualität in der arbeitsweltlichen Beratung: eine Untersuchung von Qualitätsmerkmalen, Qualitätsmodellen und eines Netzwerks zu deren politischen Implementierung in Europa unter Berücksichtigung der Theorie der Selbstorganisation

Weber, Peter (2013). Qualität in der arbeitsweltlichen Beratung: eine Untersuchung von Qualitätsmerkmalen, Qualitätsmodellen und eines Netzwerks zu deren politischen Implementierung in Europa unter Berücksichtigung der Theorie der Selbstorganisation. Heidelberg: Universität Heidelberg (Dissertation, 2012). Online-Ressource. http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/15159/

Abstract:

Die aktuellen Entwicklungsaufgaben in der arbeitsweltlichen Beratung machen die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und Akteure nötig. Ähnlich wie im Bildungsbereich ist es auch für die Beratung nicht sinnvoll die aktuellen Fragen aus nur einer wissenschaftlichen Perspektive zu bearbeiten. Diese Erkenntnis wird in der Arbeit durch die Wahl der Synergetik als metatheoretischem Konzept aufgegriffen. Ziel ist es, Struktur und Musterbildungen auf den verschiedenen hier relevanten Systemebenen (Beratungsprozesse, Qualitätsentwicklungsprozesse, Politikprozesse) besser zu verstehen und die Bedeutung der Selbstorganisation auch für Humansysteme in diesem Kontext herauszuarbeiten. Kerngedanke des entwickelten Qualitätskonzeptes ist die Fundierung von Qualitätsaktivitäten (bspw. Qualitätsmanagement oder Qualitätsentwicklung) durch inhaltliche Qualitätsmerkmale, die sowohl theoretisch als auch empirisch begründet sind. Für die Qualitätsentwicklung in Beratung anbietenden Organisationen wird vorgeschlagen, jede Art der Interventionen aus der Situation der einzelnen Organisation und ihrem Angebot abzuleiten. Damit richtet sich der Ansatz gegen die unbegründete Übernahme von vorgefertigten Qualitätssystemen und spricht sich für eine breite, aber begründete Nutzung verschiedener Instrumente aus. Herausgearbeitet werden hierfür zwei zentrale Prämissen. Zum einen müssen Organisationen, die hochwertige Beratung anbieten wollen, immer eingebettet in die politischen und gesellschaftlichen Umweltsysteme verstanden werden, die ebenfalls zur Veränderung angeregt werden müssen. Wird Qualität zum anderen als Ergebnis selbstorganisierter Prozesse verstanden, so kommt den Akteuren, die diese Verantworten und realisieren, eine besondere Rolle zu. Eine angemessene Professionalisierung des Personals ist hierfür grundlegend. Im empirischen Teil wird diese theoretische Konzeption (Inhaltliche Qualitätsmerkmale, Qualitätsentwicklung als organisationale Aufgabe und Weiterentwicklung der politischen Systeme) in drei Teilstudien, die maßgeblich auf einer qualitativen Inhaltsanalyse von Dokumenten beruht, ausgearbeitet. Diese Untersuchung hat einen explorativen Charakter. Es kann gezeigt werden, dass bisher (vor allem im europäischen Raum) entwickelte Modelle von Qualitätsmerkmalen oder Standards in der Beratung nur ansatzweise den formulierten Anforderungen genügen. Insbesondere fehlt meist ein Beratungsbegriff, der dann in solchen Modellen aufgegriffen wird. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass Beratung nicht als Förderung von Selbstorganisationsfähigkeit konzipiert wird, obwohl eine verbesserte Selbstorganisationsfähigkeit häufig als Ziel der Beratung formuliert ist. Die parallel vorgenommene Untersuchung von Qualitätsmodellen ergibt, dass vielfältige Ansätze verfolgt werden, wobei die Übernahme standardisierter Modelle einerseits und die Etablierung von Modellen, die auf Systemevaluation setzen andererseits dominieren. Es werden jedoch auch Beispiele für die Förderung der Selbstorganisation auf organisationaler Ebene identifiziert und beschrieben. Im dritten Teil der Untersuchung wird ein politischer Prozess in Europa (ELGPN) untersucht, der unter anderem zum Ziel hat, die Qualität von Beratungsangeboten nachhaltig zu verbessern und die beteiligten Nationalstaaten zu selbstorganisierter Veränderung anzuregen. Die Kernfrage ist hierbei, inwiefern es gelingt aus einer übergeordneten Ebene die nationalen Systeme zur Veränderung der Rahmenbedingungen für arbeitsweltliche Beratung anzuregen, welche Faktoren dies positiv beeinflussen können und inwiefern der Prozess bereits seine Ziele erreicht hat. Die Arbeit schließt mit der Formulierung von weiterführenden Hypothesen für die drei genannten Forschungsperspektiven ab. Diese zeigen, wie eine Orientierung am Modell der Selbstorganisation weiterhin als sinnvolle Perspektive gewählt werden kann und welche forschungsmethodischen und konzeptionellen Fragen der weiteren Bearbeitung bedürfen.

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